Ursachen
- Muskeldysballance (idiopathisch)
- Selten angeboren (Entwicklung häufig im frühen Schulalter)
- Neurologische Erkrankungen
- Friedreich-Ataxie (Periphere und zentrale Nervenerkrankung, überwiegend sensibel)
- Poliomyelitis
- Spina bifida
- Charcot-Marie-Tooth Krankheit (Degeneration der Nervenbahnen)
- Spasmus
- Traumen
Erscheinungsbild
- Hochgesprengtes (hohles) Längsgewölbe auch lateral
- Ferse steht Steil (extremerweise in einer Linie mit Tibia)
- Wurde als Spiegelbild des Plattfußes genannt
- Verkürzte Fußlänge
- Gestauchte Erscheinung
- Keine bis schwere Einschränkungen im OSG und USG
- Meistens mit Zehenverbildungen einhergehend
- Beim Versuch den Fuß aufzubiegen zeichnet sich ein scharfer Strang der Plantarfaszie ab.
- Ferse häufig in Varus
- Außenratation der Malleolengabel
- Damit Verlagerung der Knöchelspitzen
Hochgesprengter Fuß
- Konstitutionelle Formvariante des Normalfußes
- Erhöhung des Längsgewölbes und des Fußrückens
- Sonst unauffällig
- Keine Beschwerden (teilweise sogar belastbarer durch die statischen Eigenschaften)
- Evtl. Schnürproblematik (Konfektionsschuhe)
Ballenholfuß
- Auffällige Steilstellung des medialen Fußrandes (1.Strahl)
- Großzehengrundgelenk steht als Kleinzehengrundgelenk (Klauenholfuß)
- Starke Belastung im gesamten Vorfußbereich (spreizfußähnliche Beschwerden)
Hackenhohlfuß
- Steilstellung des calcaneus
- Vorfuß minderbelastet bis zum Verlust des Bodenkontaktes
- Extreme Form: sog. Pistolengriffdeformität
- Atrophische Wadenmuskulatur
- Zehengrundgelenke häufig in Flexion (kompensatorischer Ausgleich)
Gangbild
- Verkürzte Schrittlänge
- Je nach Typ: weniger Fersenkontakt oder weniger Spitzenkontakt
- Bei einseitigem Hohlfuß schaukelndes Gehen (und kompensatorische Hüft- und Schulterbewegungen)
- Bei beidseitigem Hohlfuß unsicheres Gangbild (durch verkleinerte Auftrittsfläche und bei ursächlichen Krankheiten durch neuropatische Erscheinungen)
Versorgung
Konservativ
- Physiotherapeutische Maßnahmen
- Ausgleich der Muskeldysbalance
- Gelenkfunktionserhaltende Übungen
- Orthopädietechnische Maßnahmen
Versorgungsprinzipien
- Ausgleich der Fehlstellungsbedingten Sprengung
- Korrektur der Fersenstellung (meist varus)
- Entlastung der Ballenpartie
- Aufdehnung des Längsgewölbes
- Vorfußpronation (!!unabhängig von der Stellung des ersten Stahls!!)
- Abrollhilfe schaffen
Orthopädietechnische Versorgung
Streckbettung nach W: Marquardt
- “Abrutschmöglichkeit” schaffen, für die Ferse nach hinten und für die Ballenpartie nach vorne, durch schiefe Ebende.
- Längsgewölbe in keinem Fall unterstützen sondern Senkung möglich machen.
- Vorfußpronation
- Mind. halbschalig arbeiten um guten Sitz im Fersenbett zu gewährleisten gewährleisten.
- Evtl. Varusstellung der Ferse entgegenwirken.
Schuhzurichtung
- Ballenrollen mit Sohlenversteifung (Zehenverbildung soll in der Abstoßphase nicht begünstigt werden)
- Je nach Stellung der Ferse: laterale Verbreitung des Absatzes
- Schnürteilveränderungen
- Schaftpolsterungen (Knöchel)
Maßschuh – Leisten
- Vermehrte Sprengung beachten
- Achtung nicht verwechseln mit hohen Längsgewölbe!
- Gut fassendes Fersenbett
- V Strahl pronieren
- I Strahl nicht belasten (Senkung ermöglichen)
- Retrokapitale Abstützung
- Sohlenplastik ist korrigierend, nicht anatomisch.
- Spitzenzugabe ca. vier bis fünf Stich größer als normal wählen.
- Großzehenballen nicht tiefer legen (Längsgewölbe würde sich dadurch erhöhen)
- Maßgenauigkeit; insbesondere Kamm und Spann
Maßschuh – Bettung
- Mind. Halbschalige, gewalkte Bettung mit lateraler Verbreitung und Versteifung über MFK V (Verstärkung der Pronationswirkung)
- Ballenrolle mit früher Rollwirkung
- Evtl. Vorfußweichpolsterung
Maßschuh – Schaft
- Günstigerweise mit Schnürstiefel
- Vermehrte seitliche Stabilität
- Verminderte Schlupfgefahr (schwache Fersenfassung)
- Laschenpolster / Knöchel- bzw. Schaftabschlußpolster
- Weiches Futtermaterial im Vorfuß
- Keine Nähte auf gefährdeten Bereichen
- Der Fußform optisch angepasste Gestaltung
Maßschuh – Boden
- Hinterkappe außen verlängert evtl. Knöchelkappe
- Vorderkappe den Zehenfehlstellungen angepasst
- Evtl. Sohlenversteifung
- Laterale Verbreiterung des Absatzes um Statische Sicherheit zu bieten.
Operative Versorgung
- Durchtrennung der Plantaraponeurose und/ oder Auffächerung der plantaren Band- und Sehnenstruktur (Gefahr von Zehenfehlstellungen)
- Keilosteotomie am Calcaneus ohne Gelenksbeteiligung nach Dweyer.
- Keilosteotomie an den Basisnahen MFK.
- OSG und USG Arthrodese in günstiger Stellung
- Achillessehnenverlängerung
- Sehnenansatzverlagerungen
Merksatz
Da der Hohlfuß meist in Verbindung mit anderen Deformitäten auftritt (z.B. Klumpfuß) bzw. als Hohlfuß verschiedene Typen (Hackenhohlfuß, Ballenhohlfuß usw.) entwickelt, ist auch seine Behandlung sehr unterschiedlich. Natürlich müssen auch diese Begleitdeformitäten beachtet werden und ihre entsprechend behandelt werden.